„Whenever I am on stage, I constantly try to prove to the other how human I actually am.
This time around I thought that I shall attempt to fit in to different roles of different women that occupied the stages in Europe, and maybe within that, I will be able to find me.“
Go Go Othello ist eine brillante und humorvolle One-Women-Show, begleitet von einer sehr bescheidenen, punktgenauen musikalischen One-Man-Show am Keyboard. Ausgehend von Othello, dem einzigen explizit schwarzen Protagonisten der abendländischen Theaterliteratur, an dem sich einst die Blackfacing-Debatte entzündete, schlüpft Ntando Cele im Setting eines schäbig-glamourösen Nachtclubs in die Haut einer Reihe schwarzer Performer und Performerinnen, darunter ein Comedian, eine Opernsängerin, ein GoGo-Girl, eine Rapperin, eine Flamenco- und eine Burlesque-Tänzerin. Mit Körper, Sprache und Gesang analysiert und erkundet sie, was es für diese unterschiedlichen Künstlerinnen bedeutet haben könnte, sich als schwarze Stars vor einem in erster Linie weissen Publikum gezeigt zu haben. Was heisst es, „under the white gaze“, der immer das „Exotische“ und „das Fremde“ in dir sehen und begehren wird, im Showbusiness erfolgreich zu sein? Wie funktioniert es? Was kostet es? Welche Kompromisse bedeutet es? Wie weit lässt man sich instrumentalisieren oder instrumentalisiert selbst die Erwartung, die einem aus dem Zuschauerraum entgegenschlägt? Mit dokumentarischen Elementen auf der sprachlichen Ebene und gnadenlosen Nahaufnahmen im Video erzeugt der Abend bisweilen eine erschreckende Verdichtung und lässt uns vor dem eigenen „white gaze“ zurückschrecken.
„I have grown up with the physical, emotional and mental understanding that my skin colour dictates how I am received everywhere I go. It does not matter how much I try to influence this“, schreibt Ntando Cele. Die Künstlerin lebt in Bern. Sowohl auf der Strasse wie auch in ihren Bühnenrollen fühlt sie sich wahrgenommen als „ein Phänomen“, nicht als individuelle Person oder Künstlerin. Wie könnte es möglich sein, als schwarze Künstlerin nicht primär als schwarze Künstlerin auf der Bühne zu stehen, sondern „einfach nur als Mensch“?