Metamorphosen

nach Ovid

Regie: Antú Romero Nunes

Was für ein fulminanter Start der neuen Compagnie des Theater Basel mit ihrem Regisseur und Co-Schauspieldirektor Antú Romero Nunes! Mit «Metamorphosen» tritt das neue Ensemble mit einem grossen, für das Theater jedoch ungewöhnlichen Stoff an und verlässt sich vor allem auf eines: auf die Kraft des Spiels.

Mit einer unglaublichen Improvisationsfreude stürzen sich die Darsteller:innen in die Intrigen und Dramen der griechischen Mythologie und hangeln sich – mit Interpretations- und Textfreiheit versteht sich – an den Erzählungen Ovids entlang. Diese enthalten ja in nuce bereits die grössten Dramen und Melodramen der Literaturgeschichte. Denn die griechischen Götter und Göttinnen sind so fehlbar, wie wir: eitel, neidisch, rachsüchtig und lächerlich, aber auch fähig zu lieben sowie Mitgefühl und Solidarität zu zeigen. Auch wenn sie ihre Geschichten in goldenen Tunikas erzählen, so sind es doch unsere Geschichten und Dramen. Die grossen wie die kleinen, damals wie heute.

Dieser Compagnie scheint kein Blödsinn zu blöd, kein Tiefsinn zu tief – kein spielerisches Mittel und kein Genre zu fern. Was fast brechtisch in einem Stuhlkreis beginnt, endet im realistischen Kammerspiel. Dazwischen poppt die Soap neben allem Pathos der griechischen Tragödie auf, es findet ein Popkonzert statt, der Slapstick treibt seine Blüten, und der hysterische Anfall wird in Versen kultiviert – konterkariert mit einem griechischen Chor und Live-Musik.

Mit einem neu zusammengekommenen Ensemble ein so ausuferndes Eröffnungsstück zur zu wagen, ist bemerkenswert. Es folgt keinem klaren Theatertext, nimmt sich Zeit, und wie ein Jazz-Abend enthält es zwar virtuos ausbrechende Soli, in erster Linie funktioniert es aber als Band-Stück. Dass die Pandemie diesem fulminanten Auftakt gleich wieder den Wind aus den Segeln genommen hat, war bedauerlich. Aber nun spielen sie zum Glück ja wieder – und so feiern wir diese Eröffnung etwas verspätet, aber nicht weniger feierlich, nun auch im Rahmen des Schweizer Theatertreffen nach.

(Julie Paucker, künstlerische Leiterin)

Regie
Antú Romero Nunes

Text
Nach Ovid, unter Verwendung der Übersetzung von Michael von Albrecht

Mit
Paula Beer, Barbara Colcerlu, Pascal Houdus, Vera Flück, Nairi Hadodo, Anne Haug, Michael Klammer, Marie Löcker, Annika Meier, Sven Schelker, Aenne Schwarz

Liveband
Tasten – Anna Bauer
Drums – Michael Anklin
Bass – Xavier Rüegg
Cello – Ambrosius Huber
Trompete – Anita Wälti

Bühne
Matthias Koch

Kostüme
Victoria Behr

Musik
Anna Bauer, Johannes Hofmann

Lichtdesign
Cornelius Hunziker

Dramaturgie
Kris Merken

Ton
Ralf Holtmann, Christof Stürchler

Regieassistenz
Louisa Raspé

Bühnenbildassistenz
Daniel Felgendreher

Kostümassistenz
Julia Brüllsauer

Produktion
Theater Basel

22.05.2022—17h00
Auf deutsch
Übertitel französisch
Länge 3h40