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Der Kirschgarten

nach Anton Tschechov

Yana Ross

13.05.2020—19h30

Dauer 2h40 - annulé/abgesagt/annullato

Auf einem russischen Landgut erwartet die Familie die Hausherrin aus Paris zurück, Ljuba Ranjewskaja. Das Gut ist hoch verschuldet und muss mitsamt dem herrlichen Kirschgarten verkauft werden. Rettung verspricht ein ehemaliger Leibeigener, denn die Besitzverhältnisse haben sich in der Abwesenheit der Mutter geändert. Anton Tschechows Tragikomödie wurde 1904 am Moskauer Künstlertheater uraufgeführt.

In der ersten Schweizer Inszenierung der lettisch-amerikanischen Regisseurin Yana Ross hat die Leerstelle des Geschehens einen Namen: Ljuba. Die Schauspielerin Danuta Stenka zeigt sie in ihrer beeindruckend starken Interpretation als entwurzelte, zwischen Kulturen, Ländern, Sprachen rastlos suchenden Frau.  

Stenka spielt Ljuba und gleichzeitig sich selbst und den Stoff ihrer Herkunft; sie ist zerrissen zwischen polnischer Muttersprache und dem Anspruch, sich auf Deutsch erklären zu müssen. Ihr Fremdheitsgefühl ist schmerzhaft biografisch, ihr Ringen um Zugehörigkeit und Heimat glaubhaft mit jedem gesuchten und gefundenen Wort. In ihrer Person und ihrer Figur artikulieren sich die Brüche der Migration, zwei Kulturen, die polnische und die deutsche, die schwer zusammenfinden.    

Doch dem Einflussbereich von Ljubas leerer mütterlichen Mitte entkommt niemand. Alle Familienmitglieder, gespielt von einem grossartigen Ensemble, erliegen ihr und der ihr zugewiesenen Funktion, verstrickt in gegenseitige Abhängigkeit, in Rache- oder Verlustgefühle.    

Mit viel Selbstironie verlegt Yana Ross die Geschichte in eine Entzugsklinik, ihre Tschechow-Überschreibung ist radikal zeitgenössisch und zeitkritisch. Hier gibt es keine Kompromisse: Diese Tragikomödie soll die Tragikomödie ihres Publikums sein. Auf der Bühne liegt Zürich, die Weltstadt der Psychiater und Psychologen auf der Couch. Wenn zum Höhepunkt des Abends eine systemische Familienaufstellung den Tatort Familie klären soll, blickt der Zuschauer in einen Spiegel. Dort mag er sich wiedererkennen – oder versäumen.   

Daniele Muscionico

  • Besetzung

    Regie
    Yana Ross

    Mit
    Danuta Stenka, Michael Neuenschwander, Wiebke Mollenhauer, Lena Schwarz, Vincent Basse, Milian Zerzawy, Thomas Wodianka, Steven Sowah, Gottfried Breitfuss

    Bühne
    Justyna Elminowska

    Kostüme
    Zane Pihlstrom

    Musik
    Jonas Redig

    Licht
    Vilius Vilutis

    Video
    Algirdas Gradauskas

    Live Video
    Julian Gresenz

    Choreografie
    Evelina Stampa

    Dramaturgie
    Fadrina Arpagaus

    Produktionsassistenz
    Sultan Coban

    Bühnenbildassistenz
    Eva Willenegger

    Kostümassistenz
    Liv Senn, Paula Hermann

    Produktion
    Schauspielhaus Zürich

  • Verbindungen

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