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Shanghai, Dakar, Bukarest, Lyon. Drei Kontinente, vier Städte, vier Arbeitsalltage, vier Leben, vier Menschen am Morgen eines neuen Tages. Sie alle arbeiten an den unterschiedlichsten Positionen der Firmenhierarchie für das gleiche, weltweit operierende Kommunikationsunternehmen. Der globalisierte Arbeitsmarkt hat ihr privates Leben quasi pulverisiert. Die weltweit vernetzte, nach immer höheren Zuwachsraten gierende Firma ist auf der Bühne vertreten durch eine rückwärts laufende Uhr im Nacken der manipulierten Arbeitnehmer.
Sie entfernen sich immer weiter von ihren Familien, Freunden und Lebensträumen. Die Ingenieurin in Bukarest hat das Unternehmensziel „Exzellenz“ verinnerlicht und richtet auch ihr Privatleben danach aus: Kind, Babysitterin, Raumtemperatur, Mahlzeiten werden rund um die Uhr überwacht um sie so zu optimieren. Ein Head of Quality kommuniziert mit seiner Familie primär über Skype. Die Fliessbandarbeiterin in Shanghai arbeitet streng reglementiert, Toilettengänge und Gespräche mit Kollegen werden zeitlich überwacht.
Vorerst wirken die vier Figuren fit und elastisch, gerüstet und motiviert für die brutalen beruflichen Herausforderungen. Erst allmählich friert ihr Dauerlächeln ein, wird ihnen schemenhaft aber schmerzlich deutlich, was sie an menschlicher Wärme und erfüllenden Beziehungen verloren haben. Sie vernachlässigen ihr Äusseres, greifen mechanisch nach Zahnbürsten und Fertigmahlzeiten und beginnen von Kränkungen, Verlusten und Lebenslügen zu sprechen. Die Berufsnomaden, die sich anfangs den Anforderungen der immer schneller werdenden Arbeitswelt hoch motiviert gestellt haben, werden langsamer, verlieren die Selbstkontrolle, erzählen Intimstes, werden partiell aggressiv und laut. Lange Pausen und immer leiser werdende Sätze vollenden die Beklemmung, die den Zuschauer überfällt.
Eine berührende, nachdenklich machende Inszenierung mit einfachen Theatermitteln, der man wie einem Krimi gespannt folgt.
Jean Grädel
Mit
Silke Geertz, Marianne Hamre, Ingo Ospelt, Herwig Ursin
Bühne
Erik Noorlander
Kostüme
Myriam Casanova
Licht
Olivier Keller, Erik Noorlander
Dramaturgie
Patric Bachmann
Bühnenassistenz
Lea Kuhn
Administration
Silja Gruner
Produktion
Theater Marie
Koproduktion
Theater Tuchlaube Aarau, ThiK Theater im Kornhaus Baden
Unterstützung
Aargauer Kuratorium, Stadt Aarau, Migros Kulturprozent, Fondation Nestlé pour l'Art/ partenariat, Schweizerische Interpretenstiftung