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Die Welt ist schlecht und jeder gute Wille umsonst. Das ist die schonungslose und bitterböse Quintessenz der fulminanten Inszenierung 5 Gründe warum Delfine böse Tiere sind der Berner Theatergruppe KNPV. Von Regisseur Dirk Vittinghoff temporeich und humorvoll in Szene gesetzt, zaubern Priska Praxmarer und Philippe Nauer im geschmeidigen Wechsel von Handpuppen- und Schauspiel eine schwarzhumorige Actionkomödie auf die Bühnenbretter. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Melanie, eine einfache und etwas naive Bankangestellte, die zu Beginn einen Banküberfall vereitelt. Eben noch als Heldin gefeiert, steht jedoch kurz darauf die Nachbarin vor ihrer Haustür und verlangt Wiedergutmachung: Der Verhaftete sei ihr Mann und das Geld dringend nötig für die Operation ihres schwerkranken Kindes. Vom schlechten Gewissen geplagt, beschliesst Melanie, die Geschehnisse zu „berichtigen“. Was folgt ist eine irrwitzige Aneinanderreihung (krimineller) Handlungen und Verstrickungen, an deren Ende es mehr als nur ein Opfer zu beklagen gibt.
Der Stoff dieser Geschichte stammt vom dänischen Spielfilm In China essen sie Hunde. KNPV orientiert sich aber nicht nur an diesem bissigen Kultfilm, sondern bedient sich auch direkt und gekonnt bei den Mitteln des Kinos: Ihr virtuoses Puppenspiel ist gespickt mit flotten Szenenwechseln, videoclipartigen Intermezzos, Sequenzen in Zeitlupe und visuell opulenten DIY-Spezialeffekten. Höhepunkt der filmischen Bezugnahmen sind die semidokumentarischen Video-Einspielungen im Stil der britischen Fernsehserie Creatures Comfort: O-Töne über Gerechtigkeit, Moral und Verantwortung werden den Papp- und Plüschfiguren aus den bisherigen KNPV-Produktionen in den Mund gelegt. Damit verweist die Theatergruppe einerseits charmant auf das eigene produktive Schaffen seit ihrer Gründung 2006. Andererseits setzen die Berner Theaterschaffenden mit diesem raffinierten erzählerischen Kniff der zynischen Grundhaltung ihrer theatralen Actionkomödie eine Reihe lakonischer Alltagsbeobachtungen gegenüber, was den grotesken Witz der Handlung noch deutlicher hervortreten lässt. Zum Schluss bleibt nur zu hoffen, dass es um den Zustand der Welt doch nicht ganz so schlecht steht, wie es uns die überhöhte Geschichte in dieser formidablen Inszenierung weismachen will.
(Mathias Bremgartner)
Idee/Realisation
Philippe Nauer, Priska Praxmarer, Dirk Vittinghoff
Regie
Dirk Vittinghoff
Mit
Philippe Nauer, Priska Praxmarer
Video
Moritz Praxmarer
Bühnenbau
Beni Küng
Kostüme und Requisiten
Sibylla Walpen
Graphik
Theres von Goumoëns
Produktionsleitung
Annette von Goumoëns
Produktion
KNPV
Koproduktion
Kellertheater Winterhur, Schlachthaus Theater Bern
Premiere am 11. März 2017 im Kellertheater Winterthur.
Übertitel (französisch)
Juliane Regler