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ein 'Visual Poem'
Whiteout – Skifahrer und Berggänger kennen es: die Helligkeit, die bei schneebedecktem Boden und gedämpftem Sonnenlicht durch Bewölkung, Nebel oder Schneefall beobachtet werden kann. Alles geht nahtlos ineinander über, kein Horizont, keine Konturen oder Schatten mehr, der völlig leere, unendlich ausgedehnte graue Raum ist psychisch belastend. Jegliche Orientierung geht verloren.
Das Grundthema der Inszenierung ist die Lethargie und Resignation des Menschen vor dem drohenden Weltuntergang. Dennoch schimmert Hoffnung durch den Nebel. „Radikale Hoffnung ist also viel weniger etwas, das man hat, als etwas, das man tut; sie verlangt Flexibilität und Offenheit. Die radikale Hoffnung ist unsere beste Waffe gegen die Verzweiflung, selbst wenn die Verzweiflung angebracht zu sein scheint.“ (Aus dem Luzerner Programmheft, nach Jonathan Lear).
Dieses Visual Poem hat keine zusammenhängende Handlung. Bruchstückhafte Geschichten werden angedeutet. Nach den quälend langen Minuten des Anfangs, in denen ein Mann detailliert aufzählt, woraus eine Notfallausrüstung besteht, bei den Nahrungsmitteln sogar Gewicht und Kalorien angibt, entwickelt der Abend einen unwiderstehlichen Sog. Die Bühne ist eine aschfarbene Endzeitlandschaft. Als Zuschauer ergebe ich mich diesen surrealen Bildern ungeschauter Sphären von seltsamer Schönheit. Alles entschleunigt sich, entzieht sich rationaler Dramaturgie, ich assoziiere, rätsle, staune, alles ist sinnlich, beschreibt die Schönheit der Melancholie, wir sehen Zustände, skurrile, selbstbezogene, zeitlose Bilder. Die vielen statistischen Informationen und die Textpassagen zwischen den unkommentierten Szenen stören das bilderselige Schauen und verankern den theatralen Bilderbogen in unserer Realität. Das hat nachhaltige Wirkung und bleibt neben den eindrücklichen Bildern hängen.
Was der Regisseur und Videokünstler Alexander Giesche in Zusammenarbeit mit den Akteurinnen und Akteuren entwickelt hat, sind Bildgeschichten im Grenzbereich von Ton- und Lichtinstallationen, Theater und Performance.
(Jean Grädel)
Regie
Alexander Giesche
Mit
Lukas Darnstädt, Matthias Kurmann, Verena Lercher, Maximilian Reichert, Jakob Leo Stark, Alina Vimbai Strähler
Bühne und Kostüme
Nadia Fistarol
Licht
David Hedinger
Dramaturgie
Friederike Schubert
Musik
Georg Conrad
Produktion
Luzerner Theater
Premiere am 15. März 2017 im Luzerner Theater
Übertitel (französisch)
Juliane Regler