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Music all

(Nachgespräch mit den Künstlern nach der Vorstellung)

Marco Berrettini, Jonathan Capdevielle, Jérôme Marin

deutsch

19.05.2022—20h00

Dauer 2h – Auf französisch – Übertitel deutsch

Nach der Vorstellung findet im TAK Theater Liechtenstein ein Gespräch mit den Künstlern statt, moderiert von Sandrine Kuster (Direktorin des Théâtre Saint-Gervais Genf und Vizepräsidentin des Schweizer Theatertreffens) und Julie Paucker (künstlerische Leiterin). 
Danach Catering im TAK.

In diesem Stück treffen drei Urgesteine aufeinander – so verschieden wie der Sommer vom Herbst und dieser vom Winter. Oder so verschieden wie das Theater vom Kabarett und dieses vom Tanz. Der Italiener Marco Berrettini ist Tänzer und Choreograf. Er arbeitet mit grossem Erfolg mit seiner Genfer Compagnie in der Schweiz und in ganz Europa. Jonathan Capdevielle ist vieles: Regisseur, Schauspieler, Tänzer, Puppenspieler, Sänger und Bauchredner. Er performt in fast allen Produktionen von Giselle Vienne und macht eigene Projekte, die sich als autobiografische Spurensuche beschreiben lassen. Er lebt in Paris. Jérôme Marin, ebenfalls in Frankreich geboren, hat sich ganz dem Kabarett verschrieben. Seine Figur des Monsieur K. taucht in verschiedenen Formationen und Stücken sowie in Solo-Abenden auf.

Was die drei in diesem kollektiven Joint Venture suchen, ist nichts weniger als die menschliche Zerbrechlichkeit. Sie suchen sie, indem sie sich einander, der Bühne und ihrem Publikum völlig aussetzen. Es scheint mehr um eine Erfahrung als um eine Darstellung zu gehen. «Music all»will eine Art «Flip» sein, das ist nach dem Autor Jeffrey J. Kripal ein Moment im Leben eines Menschen, wo sich alles auf den Kopf stellt und er eine vollkommene Umwandlung der Perspektive erfährt.

Was die drei Künstler – abgesehen von einer ähnlichen Humorlage – verbindet, ist eine Liebe zu dem, was die Music Hall darstelltund was sie beherbergt: Die Nummern, die Artistik, die Pailletten, den Glamour, die Magie der Technik und der Verwandlung, die Travestie. Aber auch das Wissen um die Erbärmlichkeit unter der Schminke und um das schale Gefühl, das sich einstellen kann, wenn der Vorhang fällt.

Die Szenerie von «Music all», eine Art verlassenes Autobahnstück mit Spielplatz, ist für die Künstler die Kehrseite der perfekten Showbühne. Die, wenn sie zu lange an ihren Stars festhält, plötzlich die Monstrosität und die Hinfälligkeit des Showbusiness entblösst. Die nummernartig mäandernde Show mit einem Live-Musiker, der nicht weiss, ob er da sein will, und einem Stuntman, der seine Pirouetten im Schatten dreht, scheint sich nichts vorgenommen zu haben. Ausser sich keine Grenzen zu setzen. Nicht in der Blödelei, nicht in der Lächerlichkeit, nicht in der Ratlosigkeit. Auch der Rhythmus macht im Grunde, was er will. Ist das noch Unterhaltung? Ist das noch Music Hall oder Musik-Allerlei?

Es ist vor allem sehr schräg und bisweilen aberwitzig. Dieser Abend liegt irgendwie quer und entzieht sich im Grunde der Beschreibung. Man muss ihn gesehen haben, um zu begreifen, warum bestimmte Bilder einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. Warum dies ein Stück ist, das irgendwo in der äusseren Hirnrinde, irgendwo im Magen und irgendwo im Herzen kleine Spuren hinterlässt. Vielleicht die Ahnung eines Flips …

(Julie Paucker, künstlerische Leiterin)

  • Besetzung

    Konzept und Regie
    Marco Berrettini, Jonathan Capdevielle, Jérôme Marin

    Mit 
    Marco Berrettini, Jonathan Capdevielle, Jérôme Marin

    Live Musik
    Théo Harfoush

    Cascadeur
    Franck Saurel

    Assistenz 
    Louis Bonard 

    Bühne und Licht
    Bruno Faucher

    Dekor 
    Daniel Martin

    Kostüme
    Colombe Lauriot Prévost

    Ton
    Vanessa Court

    Bühnentechnik
    Jérôme Masson 

    Produktion 
    Association Poppydog (FR) & *Melk Prod. (CH) 

    Koproduktion
    ADC - Pavillon – Genève (CH) Arsenic – Lausanne (CH) Festival dAutomne à Paris (FR) CCN2- Centre chorégraphique national de Grenoble Le Manège – Scène nationale de Reims (FR) T2G Théâtre de Gennevilliers - Centre Dramatique National (FR) Théâtre des 13 vents centre dramatique national de Montpellier (FR) Théâtre de Lorient - centre dramatique national (FR) Centre Dramatique National dOrléans (FR) La rose des vents – scène nationale Lille Métropole – Villeneuve dAscq (FR) 

  • Verbindungen