Künstlerische Vision

Über ihre künstlerische Vision schreibt JULIE PAUCKER:

Das Schweizer Theatertreffen bietet eine wunderbare Möglichkeit, die Diversität des Schweizer Theaters sichtbar zu machen und zu feiern. Es ist der Ort, an dem alles zusammenkommt, was unser Theater ausmacht: Die Stücke, die Künstler*innen, die Theaterschaffenden und ein lokales Publikum. Verschiedene Sprachen, Ästhetiken, Fantasien und Theaterkonzepte treffen aufeinander. Ich habe durch meine langjährige künstlerische Arbeit als Dramaturgin im Bereich des mehrsprachigen und internationalen Theaters sehr viele unterschiedliche Theaterformen kennengelernt und ich stelle immer wieder fest, dass ganz viele davon auf diesem kleinen Fleck, der die Schweiz ist, vertreten sind!

Unser Festival bietet den Raum, diese Vielfalt – diese Internationalität im Nationalen – kennenzulernen und es verfolgt gleichzeitig das Ziel, den künstlerischen Austausch über Röschtigräben und Polentaberge hinweg zu fördern. Das Rahmenprogramm bietet in erster Linie Theaterschaffenden die Möglichkeit, sich kennenzulernen, aktuelle kulturpolitische Themen kontrovers zu besprechen und sich über Sprachgrenzen hinweg zu vernetzen und verstehen zu lernen. Aber auch für ein lokales Publikum und für junge Menschen gibt es Angebote neben den Stücken – nicht zuletzt soll auch gemeinsam gegessen, getrunken, diskutiert und gefeiert werden. Ich bin der festen Überzeugung: nur wenn wir IN der Schweiz besser umeinander wissen, können wir das, was uns ausmacht, über die Schweizer Grenzen hinaus sichtbar werden lassen. Und hier gibt es noch zu tun! Dafür arbeite ich mit meinem Team und dem Vorstand des Schweizer Theatertreffen, dafür wollen wir Hilfe leisten, und dazu laden wir ein.

In meiner Programmierung (der „Sélection“), sind unterschiedliche Theaterkonzepte repräsentiert. Wichtig ist mir, dass die Stücke aus allen Landesteilen kommen. Im Kern interessiert mich, wie die Künstler*innen, die in unserem Land arbeiten, auf die aktuellen Themen unserer Zeit reagieren. Mich interessiert das Politische und Kritische, das Poetische, das Tragikomische und das Berührende, das, was verblüfft – weniger das Bewährte und Traditionelle. Mein Anspruch ist aber auch, dass die gezeigten Produktionen, trotz ihrer Bereitschaft zum Risiko, ästhetisch herausragend und technisch von hoher Qualität sind. Nur dann können sie über die Grenzen lokaler oder szeneninterner Communities hinweg überzeugen.