Rahmen- programm
anschliessend Podium
Sich in der Welt zu verorten und zu positionieren, ist gerade nicht leicht. Festhalten oder Stehenbleiben, im Sinne von standhaft sein, scheint wenig sinnvoll, wenn politische und wirtschaftliche Ordnungen sich über Nacht verschieben. Und Jahrtausende alte Eisplatten einem buchstäblich unter unseren Füssen wegschmelzen. Doch wie bleiben wir weich in der Hüfte, ohne zynisch oder fatalistisch zu werden, ohne unsere Werte aufzugeben? Wie können wir Verantwortung übernehmen für unsere Gegenwart?
Am zentralen Zuger Podium nehmen wir uns vor, diesen Moment der Überforderung als Chance zu begreifen, neu zu denken. Anstatt uns in alte Gewissheiten oder politische Lager zu flüchten, die sowieso schon seit Längerem reparaturbedürftig sind, wollen wir uns darüber unterhalten, was gute, produktive und neue Denkansätze sein könnten, um eine demokratische Zukunft resilient zu gestalten.
Denn selbst wenn es nun sogar auch hier etwas kriselt, geht es uns in der Schweiz (mit Zug als reichstem Kanton des Landes!) immernoch sehr gut. Das gilt auch für die Kunstszene, die zwar im Vergleich zu anderen Berufsgruppen unterfinanziert ist, im Vergleich zu Kunstszenen in anderen Ländern aber deutlich bis beschämend viel wohlhabender dasteht.
Man muss nicht weit gehen, um prekärere Situationen anzutreffen. Man kann auch wie Lukas Bärfuss es in seinem Stück «Die Krume Brot» so erschütternd vormacht, einen Blick unter die privilegierte Oberfläche in der Schweiz wagen, und dann sieht es ebenfalls sehr schnell sehr anders aus.
In seiner Keynote, welche die Basis für die Podiumsdiskussion danach legt, spricht Lukas Bärfuss dementsprechend über Geld, Migration, schweizerische Zwangsarbeiterinnen und Obdachlosigkeit.
Mit: Lukas Bärfuss, Zsuzsa Borsa und Dino Šabanović
Moderation: Eva-Maria Bertschy
Lukas Bärfuss, geboren 1971 in Thun, ist Dramatiker und Romancier, Essayist und Dramaturg. Seine Stücke werden weltweit gespielt, seine Romane sind in dreissig Sprachen übersetzt. Er ist einer der wachsten Intellektuellen der Schweiz und eine wichtige Stimme in aktuellen Diskursen. Seinen 2023 im Rowohlt Verlag erschienen Roman «Die Krume Brot» hat er für die Compagnie des Theater Basel in ein hochpolitisches, berührendes Stück verwandelt.
Eva-Maria Bertschy, geboren in Fribourg, ist Dramaturgin, Regisseurin, Theaterautorin. Sie bewegt sich im Zwischenraum von Theater und politischem Aktivismus. Sie arbeitete in zahlreichen Projekten mit Milo Rau und Ersan Mondtag. Sie ist Mitbegründerin des kongolesisch-europäischen Kollektivs GROUP50:50. Deren Stück «The Ghosts Are Returning» war zum Schweizer Theatertreffen 2023 eingeladen. Bertschys Inszenierung «Fremde Seelen» figuriert auf der aktuellen SHORTLIST.
Zsuzsa Borsa, geboren auf dieser Erde – zufälligerweise in Ungarn –, lebt seit 14 Jahren in der Schweiz. Sie ist Umweltsoziologin mit einem starken Interesse an Kommunikation und Stakeholder-Beziehungen. Sie hat ihr Doktorat an der Universität St.Gallen absolviert, wo sie aktuell Nachhaltigkeitsmanagement unterrichtet und zur Rolle von Stakeholder-Beziehungen in der gesellschaftlichen Transformation hin zu einer nachhaltigeren Zukunft forscht.
Dino Šabanović (*1993), in Zug aufgewachsen, ist schon seit seiner Jugend in der Zuger Kulturlandschaft engagiert. Mit seinem abgeschlossenen Bachelor in Soziokultur an der Hochschule Luzern und seinem breiten Netzwerk in der Schweizer Musik- und Kulturlandschaft bringt er ein umfangreiches und wertvolles Fundament für das Kulturzentrum Galvanik Zug mit. Auch interkantonal konnte er wertvolle Erfahrungen im Event- und Veranstaltungsbereich sammeln, beispielsweise als Produktions- und Stagemanager am Luzern Live oder als freischaffender Musiker. Privat ist Dino Šabanović auch, aber nicht nur, in der Kultur zuhause. Neben Musik sowie Kunst- und Kulturprojekten interessiert er sich für Politik, Klettern und Reisen.