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Nicola Fritzen und Jorge Antonio Arias Cortez beschreiben zu Beginn von „Palmasola“ gemeinsam die Wertschöpfungskette des Kokainschmuggels. 1’500 Dollar kostet ein Kilo reines Koks auf der Strasse in Bolivien. In Europa sind es nach einigen Zwischenschritten stolze 45’000 Dollar. In der Schweiz liegt der Strassenpreis bei 100 Franken pro Gramm. Würden die geschätzten 150’000 Konsument*innen hier pro Tag wirklich 13,7 Kilo verbrauchen, müssten etwa 1,37 Millionen Franken täglich umgesetzt werden. Dementsprechend lukrativ ist der illegale Handel.
8’000 Franken erhält ein Kurier, der die Droge im eigenen Magen von La Paz bis nach Zürich liefert. Nicola Fritzen erzählt die Geschichte eines solchen Schweizer Drogenkuriers, der in Bolivien gefasst wurde. Durch seine Augen lernen wir die Architektur, die Verhaltensregeln und die Hierarchien der Gefängnisstadt Palmasola kennen. Jorge Antonio Arias Cortez, Omar Callisaya Callisaya und Marioly Urzagaste Galarza übernehmen die erzählerische Verantwortung für die bereits Inhaftierten. Sie lassen den neuen Gringo auf ein komplexes soziales und ökonomisches System treffen, an das er sich mühevoll anpassen muss. Je besser er lernt, sich zurecht zu finden, desto mehr löst sich seine Geschichte in den anderen Erzählungen über Narben, Schikanen, Aufstände, Massaker und Partys auf.
Die verdichteten Interviewtexte sind voller Details und widmen sich mit Hingabe dem Alltag in Palmasola. Die vier Spieler*innen wechseln virtuos und mit grosser Selbstverständlichkeit zwischen verschiedenen Figuren, Erzählsträngen und Zeiten hin und her, bis wir beim Zuschauen die Orientierung verlieren und vergessen, dass es zu Beginn ein Aussen zu diesem Ort gab.
Die Inszenierung gibt keine konkreten Handlungsempfehlungen ab, wie sich das Schweizer Publikum draussen zu den Haftbedingungen und der Gewalt in Palmasola verhalten soll. Das Produktionsteam setzt uns einem intensiven Stadtportrait aus, dessen grosse Qualität darin besteht, auf der Bühne keine ferne Welt, sondern schlicht ein Modell für Gesellschaft zu zeigen.
Maximilian Hanisch
Regie
Christoph Frick
Mit
Jorge Antonio Arias Cortez, Omar Callisaya Callisaya, Nicola Fritzen, Marioly Urzagaste Galarza
Musik
Bo Wiget und andere
Video
David Campesino
Tontechnik und Bühne
Susanne Affolter
Dramaturgie
Carolin Hochleichter, Jhonnatan Torrez Casanoba
Produktionsleitung
Maxine Devaud I Maxinthewood Productions
Assistenz
Jakob Madörin
Produktion
KLARA Theaterproduktionen
Koproduktion
Goethe-Zentrum Santa Cruz, Kaserne Basel, Theater Tuchlaube Aarau
Mit Unterstützung von
Fachausschuss Tanz und Theater BS/BL, Pro Helvetia, Migros-Kulturprozent, Ernst Göhner Stiftung, Wilhelm und Ida Hertner-Strasser Stiftung, Stiftung Edith Maryon