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Ein Volksfeind

Henrik Ibsen

Stefan Pucher

französisch, Englisch

in einer Bearbeitung von Dietmar Dath

27.05.2016—20h00

Dauer 2:00 – Auf deutsch – Übertitel französisch, Englisch

An diesem Abend muss man sich entscheiden: Folgt man den Honoratioren nach draussen ins Foyer, wo freie Rede herrscht (ja, auch fürs Publikum) und erst einmal die Sitzungsleitung gewählt werden muss oder bleibt man sitzen und hört sich den Vortrag an, den der vom Kurarzt zum Volksfeind gewordenen Tomas Stockmann hält? Heftig wird’s in beiden Fällen. Wo hören die Argumente auf und beginnt das Brüllen? Was ist erlaubt für die Wahrheit?

Was Ibsen 1882 in sein Stück schrieb, ist und bleibt aktuell. Das zeigen Autor Dietmar Dath und Regisseur Stefan Pucher in ihrer Inszenierung am Schauspielhaus Zürich, indem sie das Stück sprachlich und inhaltlich ins Heute holen. Die Bodenschätze sind verleast, statt dem „Volksboten“  sollen die News auf dem offenen  Demokratie-Portal „DEMOnline“ der Bloggerin Hovstad (Tabea Bettin) veröffentlicht werden. PR oder Information, veröffentlichen oder zurückhalten? Jede Entscheidung ist politisch – nur muss sie in der live vernetzten Demokratie rascher getroffen werden.

Das ist in der „fortschrittlichsten Kommunalverwaltung aller Zeiten“ inklusive digitaler Vernetzung, sanfter Livesound und gemeinsamer Gesundheitsprophylaxe kein Problem -  meint Kurarzt Tomas Stockmann und will seine erschreckenden Resultate online stellen. Doch wer bestimmt, was wann wie veröffentlicht wird? Sein Bruder, Bürgermeister Peter Stockmann (Robert Hunger-Bühler) beherrscht die neuen Mittel auch und nutzt Open Governance geschickt für sich. Stark, wie vor allem Markus Scheumann diesen Kampf der Prinzipien energetisch auflädt.

Dath überträgt das Stück ganz ins heute und Regisseur Pucher legt es in Barbara Ehnes kalter Laborbühne szenisch unters Mikroskop. Die Figuren auf der Bühne werden uns vorgelegt wie ihnen das Modell ihres Kurortes in der Mitte der Bühne. Dessen Untergrund ist dunkel, tropfend und bedrohlich. Unter der hochtechnisierten Oberfläche hat sich nichts geändert – ein Stück für die e-Demokratie des 21. Jahrhunderts.

Tobias Gerosa

  • Besetzung

    Mit
    Tabea Bettin, Sofia Elena Borsani, Robert Hunger-Bühler, Isabelle Menke, Matthias Neukirch, Nicolas Rosat, Markus Scheumann, Siggi Schwientek

    Live-Musik
    Becky Lee Walters

    Live-Video
    Ute Schall

    Bühne
    Barbara Ehnes

    Licht
    Frank Bittermann

    Kostüme
    Annabelle Witt

    Musik
    Christopher Uhe

    Dramaturgie
    Andreas Karlaganis

    Produktion
    Schauspielhaus Zürich

     

     

  • Verbindungen

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