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Integration, die in Desintegration umschlägt - davon handelt PALAVIE, ein Theaterstück über das Exil, geschrieben von Valérie Poirier und inszeniert von Julien George. Im Mittelpunkt steht die Algerienfranzösin («pied-noir») Arlette. Indem die junge Frau (Marie Druc) alles daran setzt, zu sein wie «alle», d.h. wie die Bewohner einer schweizerischen Stadt, «in der nur Tannen wachsen», schliesst sie ihren Sohn (Frédéric Landenberg) in einen Teufelskreis ein und bringt sein psychisches Gleichgewicht in Gefahr. Die Geschichte ist schmerzhaft. Aber sie ist auch heiter. Die Westschweizer Autorin Valérie Poirier hat ihre Figuren ins Herz geschlossen und lässt ihnen Raum zum Atmen. Gleiches gilt für die Inszenierung. Sie ist keineswegs bedrückend, sondern führt die Schauspieler in feiner Art und setzt visuelle Glanzlichter, welche die Szenerie auflockern. Zwischen Traum und Wirklichkeit, indirekter Erzählung und Dialogen wandelt das Stück über einen schmalen Grat der Gefühle. Es ist ein Theater der Intimität, das das Leid der unfreiwilligen Vertreibung ohne exzessive Dramatisierung beschreibt.
Der Genfer Julien George verhilft damit dem klassischen Theater zu neuem Ansehen. Wie der Direktor des Théâtre de Carouge Jean Liermier erhebt er nicht den Anspruch, das Theater in seiner Form zu revolutionieren, vielmehr will er die Qualität des in Szene gesetzten Textes bestmöglich zur Geltung bringen. Seine hochpräzise Inszenierung von La Puce à l'oreille von Feydeau fand unlängst beim Westschweizer Publikum grossen Anklang. Er wollte dabei nicht das legendäre Boulevardstück zeitlich und inhaltlich neu verorten, sondern die komische Dimension vollumfänglich herausarbeiten. Der gleichen Herausforderung stellt er sich mit PALAVIE. Mit feinen Gesten, subtilen Bewegungen, gekonntem Einsatz der Beleuchtung und meisterhaft bearbeitetem Ton macht Julien George die Abgründe der Entwurzelung sichtbar, ohne dabei zu eindringlich zu werden. Diese Zurückhaltung ist zu begrüssen - sie hinterlässt beim Zuschauer dennoch einen bleibenden Eindruck.
Marie-Pierre Genecand
Mit
Nicole Bachmann, Anne-Shlomit Deonna, Marie Druc, François Florey,
Hélène Hudovernik, Frédéric Landenberg, David Marchetto
Dramaturgie, Regisassistenz
Anne-Shlomit Deonna
Bühne
Khaled Khouri
Licht
Philippe Maeder
Ton
Renaud Millet-Lacombe
Leitung der Beleuchtung
Eloi Gianini
Kostüme
Valentine Savary
Maske
Katrine Zingg
Bühnenmeister
Ygal Bohbot
Administration
Beatrice Cazorla
Produktion
La Cie Clair-Obscur
Koproduktion
Théâtre du Grütli-Genève
Unterstützung
La Loterie romande, République et canton de Genève, Fonds d'encouragement à l'emploi des intermittents genevois, Fondation Suisse des Artistes Interprètes
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