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Blanche/Katrina

Fabrice Gorgerat

deutsch, Italienisch

25.05.2017—19h00

Dauer 1h15 – Auf französisch – Übertitel deutsch, Italienisch

Blanche/Katrina - Geniale Verbindung zwischen "Endstation Sehnsucht" und dem Hurrikan

Der Waadtländer Fabrice Gorgerat hat aus seiner Studienzeit in Brüssel ein „Materialtheater“ mitgebracht, das keine Angst davor hat, sich die Hände schmutzig zu machen. Milch, Tinte, Reis, Eiscreme oder eimerweise Wasser: Um die modernen Katastrophen darzustellen, fährt der Regisseur, unterstützt von Arsenic in Lausanne, schweres Geschütz auf. "Blanche/Katrina" bildet keine Ausnahme. Zwischen formgeblasenem Kunststoff und aufeinander getürmten und dann zertrümmerten Backsteinen schafft der Künstler eine Verbindung zwischen "Endstation Sehnsucht" und dem Hurrikan Katrina – vollendet aufgeführt, intelligent, beeindruckend.

Es braucht Mut, um durch eine Art Schmetterlingseffekt eine Verbindung zwischen einem Psychodrama der 1940er-Jahre und einer Naturkatastrophe 60 Jahre später zu schaffen. Mit seinem Dramatiker Yoann Moreau zusammen setzt Fabrice Gorgerat diesen Anspruch erfolgreich um. Wer seinen Gedankengängen folgt, merkt, dass Stanley Kowalski die materialistische Einstellung der aggressiven Arroganz verkörpern könnte, die den Westen in den ökologischen Ruin getrieben haben...

Zurück zur Handlung des Stücks von Tennessee Williams aus 1947. Stan und Stella leben in einem armen Viertel von New Orleans. Als Stellas Schwester Blanche bei ihnen einzieht, prallen zwei Kulturen aufeinander. Blanche, eine verblühende Südstaatenschönheit aus einer alten Aristokratenfamilie, glaubt an Schönheit und Immaterielles. Sie gehört der Vergangenheit an. Stan, ein polnischer Immigrant, ist der Mann der Zukunft; er glaubt an Kraft, Geld und Fortschritt. Sein Sieg gegen Blanche ist ein Vorbote für das Anwachsen und die verheerende Gewalt des Hurrikans im Jahr 2005.

Neben der Argumentation liegt die Stärke der Aufführung in der visuellen Schlagkraft (Bühnenbild von Estelle Rullier) und im Talent der beiden Schauspieler. Julien Faure besitzt die stürmische Energie von Stan, er wütet, rennt, braust auf. Cédric Leproust vollbringt mit seinem insektenhaften Äusseren in der Rolle der verschreckt-zartbesaiteten Blanche wahre Wunder. Formell passen Erzählung, Dialoge und Tanzsequenzen (Musik von Aurélien Chouzenoux) perfekt zusammen und zeichnen ein Gesamtbild von den Wirbelstürmen, die der Hurrikan hervorruft.


Marie-Pierre Genecand

  • Besetzung

    Mit
    Julien Faure, Cedric Leproust

    Performance uns Ausstattung
    Estelle Rullier

    Dramaturgie
    Yoann Moreau

    Kostüme
    Karine Vintache

    Musik
    Aurélien Chouzenoux

    Stage Ton
    Emmanuel Guillod

    Video
    Marc Olivetta

    Direction technique
    Yoris van den Houte

    Administration
    Ivan Pittalis

    Produktion
    Cie Jours tranquilles

    Koproduktion
    Arsenic – Centre d’art scénic contemporain Lausanne

    Unterstützung
    Ville de Lausanne, Loterie Romande, Pro Helvetia – Fondation suisse pour la culture, Migros Pour-cent culturel

  • Verbindungen

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