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Emotionsmaschine Theater
Sind Emotionen auf einer Theaterbühne wiederholbar? Was geschieht, wenn authentische Biografien in einem Bühnensetting vor Publikum erzählt werden? Milo Rau variiert diese Fragen in seiner „Europa“-Trilogie in allen Details und Finessen - „Empire“ ist ihr Abschluss.
Milo Rau lässt in seinem Stück "Empire" vier Schauspieler ihre Geschichte erzählen, ganz einfach und unprätentiös, in einer etwas abgelebten Küche sitzend. Da ist Maia Morgenstern, die rumänisch-jüdische Schauspielerin mit ihrer Film- und Realsozialismuserfahrung; da erzählen die syrischen Flüchtlinge Ramo Ali und Rami Khalaf von der Situation im Syrien Assads und dem kurdischen Gebiet, inklusive gefilmter Recherchereise, und der Grieche Akillas Karazissis spricht über seine Erfahrungen damals in Westdeutschland und das Griechenland von heute. Der Weg zum Theater und aus der Heimat verbindet die Geschichten, die richtig nahe gehen.
Die hochkonzentrierte Produktion balanciert auf der Unterscheidung von intimer Erzählsituation in der Küche und Vergrösserung der Erzählenden auf der Leinwand, wodurch das Erzählte über das individuelle Schicksal hinaus erhoben wird. Raus Theater reflektiert sich selber und hinterfragt damit immer auch seine eigene Situation. Das macht es aber auf der inhaltlich sehr relevanten Grundfrage: Was ist, wer sind wir in diesem alten, neuen Europa nach dem «Jahrhundert der Extreme», wo der Herausforderungen nicht weniger werden? Rau bietet dafür vier hervorragende Zeugen oder eben Spieler auf, über deren Erzählungen wir Zuhörer plötzlich ganz direkt mit der grossen Geschichte von den Verwerfungen der Russischen Revolution bis zur Flüchtlingsfrage heute verbunden sind. Rau montiert die Einzelschicksale als Teil einer grossen kulturellen und geschichtlichen Tradition und führt in fünf Akten zurück zur griechischen Tragödie: Dicht, konzentriert, klug. Dass man dabei kein Wort direkt versteht (die Akteure sprechen in ihren Muttersprachen), stört keinen Moment. „Jetzt beginnt die Tragödie“ - mit dem letzten Satz des Stücks schickt Rau uns Zuschauer programmatisch in die beschriebene Welt hinaus: Wir müssen damit umgehen.
Konzept, Text und Regie
Milo Rau
Text und Performance
Ramo Ali, Akillas Karazissis, Rami Khalaf, Maia Morgenstern
Bühne und Kostüme
Anton Lukas
Video
Marc Stephan
Dramaturgie und Recherchen
Stefan Bläske, Mirjam Knapp
Sounddesign
Jens Baudisch
Technik
Aymrik Pech
Direction de production
Mascha Euchner-Martinez, Eva-Karen Tittmann
Produktion
IIPM – International Institute of Political Murder
Koproduktion
Zürcher Theater Spektakel, Schaubühne am Lehniner Platz Berlin, steirischer herbst festival Graz
Unterstützung
Pro Helvetia, Migros Kulturprozent, Regierender Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Hauptstadtkulturfonds Berlin, Kanton St. Gallen, Schauspielhaus Graz