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Purgatorium ist ein Synonym für das Fegefeuer, die Vorhölle, in der die reuigen Sünder auf die Absolution warten. In der Inszenierung von Purgatorio von Carmelo Rifici – beruhend auf dem gleichnamigen Text des Autors und Dramatikers Ariel Dorfmann – spielt sich das Drama in einem metaphorischen, abstrakten und klaustrophobischen Purgatorium ab, das man zwar verlassen kann, in das man aber unwiderruflich zurückkehrt.
Auf der Bühne befinden sich ein Mann und eine Frau, hervorragend gespielt von Laura Marinoni und Danilo Nigrelli. Auf der einen Seite ist eine Kamera im Stil der 1970er-Jahre platziert, auf der anderen Seite ein Bett mit einem Sessel und einer Fernsehkamera. Ein Bildschirm oben gibt während den verschiedenen Phasen der Aufführung den Takt vor und führt dem Publikum zwei weitere, nicht auf der Bühne präsente, aber gleich wichtige Figuren vor: die Söhne des "zerbrochenen" Paares. Der intensive Dialog mit Fragen und Antworten erinnert an ein Verhör, eine ständige Auseinandersetzung, die eher auf die Suche nach sich selbst als auf Strafe und Sühne abzielt – ein Versuch, sich mit Worten und Erinnerungen von einem tragischen Schicksal zu befreien. Nach der Aufführung bleiben viele Fragen und Zweifel offen: Wer ist das Opfer? Wer der Henker?
Der Text von Dorfmann verläuft in einem ständigen Spannungsbogen und macht es unmöglich, das Opfer und den Henker zu erkennen; dagegen erzählt er uns, dass das Purgatorium wir selbst sind, der Kreuzweg der Selbsterkenntnis, und verweist uns auf den Mythos.
"Das Thema der dramatischen Adaptation liegt den Entscheidungen der neuen Produktionen zugrunde", erklärt Carmelo Rifici. "Mythen helfen uns seit jeher im Universum der Fragen weiter: Wer bin ich, wohin gehe ich... […] Medea rächt sich am Abendland, das ihr ihren Status quo und ihre andere Identität nicht zugesteht. […] Doch wo liegt die Wahrheit? Wer hat die gewalttätige Wut von Medea verschuldet? Wer ist heute für den furchtbaren Exodus der Opfer verantwortlich, die in ein Abendland ziehen, das sie fürchtet?“
Ein kluges und spannungsvoll konstruiertes Drama, das den Zuschauer in ein intelligentes und notwendiges Spiegelspiel hineinzieht.
Tiziana Conte
Mit
Laura Marinoni, Danilo Nigrelli
Bühne und Kostüme
Annelisa Zaccheria
Musik
Zeno Gabaglio
Sopran
Sandra Ranisavljevic
Licht
Matteo Crespi
Video
Roberto Mucchiut
Regieassistenz
Vittorio Borsari
Im Video
Edoardo Chiodi e Michelangelo Colella
Produktion
LuganoInScnea
Koproduktion
Lugano Arte et Cultura, Cultura e ERT – Emilia Romagna Teatro Fondazione