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Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Nachgespräch mit der Regisseurin Johanna Heusser und den Performern statt, modereriert von Julie Paucker (künstlerische Leiterin).
Danach Party mit Musik und Bar.
Zwei Männer in einer Arena, das Publikum rund herum. Spannung, Konzentration und Kampfbereitschaft, aber keine Feindseligkeit. Es wird geübt, Männer bei der Arbeit. Wir schauen zu, riechen den Schweiss, lauschen dem Ächzen, bekommen Durst und fragen uns, wo der Ernst anfängt, und wo der Spass aufhört. Freundschaft, Fairness und Loyalität, Schwanzvergleich und Aggression, gepaart mit Bewunderung und Verletzlichkeit. Die manchmal zu grosse Nähe in der Umschlingung löst Unbehagen und Peinlichkeit aus. Oder eröffnet sich an dieser Stelle einfach die Möglichkeit einer anderen Art der Beziehung und Körperlichkeit?
Ein Stück wie gemacht fürs Schweizer Theatertreffen: Weil es einen urschweizerischen Brauch – um nicht zu sagen Nationalsport – behandelt, aber doch ganz Theater ist. Der Hoselupf als Pas de deux, darauf muss man erstmal kommen. Überhaupt geht Theater im Moment gerne über seine Grenzen hinaus: über die zwischen Sprech-, Bewegungs- und Tanztheater einerseits und über die der sprachlich-textlichen Genres andererseits. Das Dokumentarische verschmilzt mit dem Fiktionalen und der klassische Text mit aktueller, bisweilen spontan wirkender Sprache.
Das gilt auch für die Arbeit der jungen Basler Tänzerin und Choreografin Johanna Heusser, deren Arbeiten sich an der Schnittstelle von Tanz und Theater bewegen. Mit diesem Abend nähert sie sich einem Feld an, dem sie erst einmal fremd und skeptisch gegenüberstand. Einer Sportart, die extrem maskulin-patriarchale Bewegungsabläufe feiert, dazu noch patriotisch. Obwohl dies alles herzlich wenig mit der Weltsicht und dem Rollenverständnis der Künstlerin zu tun hat, scheint hier eine Annäherung stattgefunden zu haben. Denn was man an dem Abend zu sehen bekommt, macht ziemlich viel Spass und ist mehr als blosse Kritik.
Als Zuschauer:in denkt man sich vieles in das ringende und schwingende Paar hinein. Sicher haben sich die Beziehungsarten zwischen Männern seit der Erfindung des Hoselupfs verändert, möglicherweise sogar befreit. Oder ist es vielleicht so – und hier wird man zumindest als Laie in Sachen Swiss Wrestling zunehmend verunsichert –, dass in der Anlage dieser merkwürdigsten aller Sportarten schon «das Andere» mit drinsteckt?
Was an all dem neben dem Universellen eigentlich das Schweizerische ist, dürfen Sie selbst entdecken und nach der Vorstellung mit den Performer:innen diskutieren. Und wer am Ende dieses Tanztheaters – oder ist es doch eine Sportveranstaltung? – kein Sägemehl an der Hose oder am Rocksaum hat, hat definitiv etwas falsch gemacht.
(Julie Paucker, künstlerische Leitung)
Konzept und Choreographie
Johanna Sofia Heusser
Performer
Dennis Freischlad, David Speiser
Dramaturgie
Fiona Schreier
Dramaturgische Begleitung
Katharina Germo
Bühne, Licht und Ton
Marc Vilanova
Licht und Video
Robert Meyer
Kostüm
Diana Ammann
Oeil Exterieur
Selina Beghetto, Stephan Stock
Coaching Schwingen
Stefan Aebi
Produktionsleitung
Catalina Schriber
Mentorat
Regine Schaub Fritschi
Kulturhistoriker
Linus Schöpfer
Produktion
Verein Landholz
Koproduktion
ROXY Birsfelden, Hochschule der Künste Bern - HKB
PREMIO – Nachwuchspreis für Theater und Tanz - Halbfinalistin 2021