Rahmen- programm

Diversität auf Schweizer Bühnen

Podium

Fr 23.05. — 14:00–15:30 — Südpol

französisch, deutsch, Englisch – Simultanübersetzung französisch, deutsch

Das Wort Diversität ist in aller Munde. Die meisten neuen Theaterleitungen schreiben es sich für ihre Programme und Ensembles auf die Fahnen. Aber wo stehen wir damit wirklich im Schweizer Theater? Wie oft bleibt der Vorsatz ein Lippenbekenntnis und was ist eigentlich genau gemeint mit Diversität?

Aus unseren unterschiedlichen Erfahrungen und aus der Perspektive verschiedener Funktionen (Performance/Spiel, Regie, Dramaturgie, Produktion und Kuration) wissen wir, dass Diversität im Theater ein unglaublicher Gewinn ist. Wir sind der Überzeugung, dass sie gerade jetzt, wo Firmen ihre Diversitätsprogramme herunterfahren, im Theater verteidigt und weiter vorangetrieben werden muss. Weil es künstlerisch reicher ist, aber auch, weil es einem diverser werdenden Publikum entspricht und weil es die Realität ehrlicher abbildet.

Wir wissen auch, dass Diversität nicht nebenbei entsteht. Strukturen und Gefüge, Gewohnheiten und Normen zu überwinden, ist Arbeit – es braucht politischen Willen, Finanzierung sowie Kreativität, Neugier, Offenheit und Durchhaltevermögen.

In einem fluiden Austausch wollen wir über unsere individuellen Erfahrungen und Beobachtungen sprechen und den Grundstein legen für ein neues Diversitätsnetzwerk, das sich zwischen Kunst und Aktivismus bewegt.

Das Publikum ist herzlich dazu eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen.

Kojack Kossakamvwe (*1978, Kinshasa, d. r. congo) spielte in vielen Bands und Projekten mit den Stars der kongolesischen Musikszene, darunter Kwata Vibra (1998), Wenge Musica Maison Mère (2000-2003) und als musikalischer Leiter mit Papa Wemba für «la passion du maître» (2015). Er stand bei vielen musikalischen Grossprojekten auf der Bühne. 2018-20 tourte er mit «requiem pour l.» – unter der Leitung von Fabrizio Cassol und Alain Platel – gemeinsam mit Musiker:innen aus fünf Kontinenten um die Welt. 2019 war er teil des Ensembles von «herkules von lubumbashi – ein minenoratorium». Seit 2021 ist er musikalischer Co-Leiter der group50:50, einem Kollektiv von Künstler:innen aus der Schweiz und dem Kongo, das mit ihrer ersten Inszenierung «The Ghosts are returning» u. a. zum Schweizer Theatertreffen eingeladen wurde. Aktuell arbeitet er als musikalischer Leiter mit der Regisseurin Eva-Maria Bertschy an «fremde seelen».

Living Smile Vidya, geboren in Trichy, Tamil Nadu, schrieb als Trans-Aktivistin ihre Autobiografie, die auch verfilmt wurde. Sie studierte 1 Jahr an der International School of Performing Arts (London) und gründete das erste indische Trans-Theater-Kollektiv (Chennai). Als Aktivistin bedroht und angegriffen, floh sie 2018 in die Schweiz. Ihr Solo „Living Smile Vidya“ war 2024 zum Schweizer Theatertreffen eingeladen und erhielt den Preis für „Die Theaterproduktion des Jahres“ vom Bundesamt für Kultur. Sie wohnt heute in der Nähe von Luzern.

Julie Paucker, ist die künstlerische Leiterin des Schweizer Theatertreffens, Dramaturgin und Autorin. Mit ihrer transnationalen KULA Compagnie erarbeitet sie seit vielen Jahren mehrsprachige Projekte in der freien Szene oder in Zusammenarbeit mit Stadttheatern. Die Künstler:innen der KULA Compagnie kommen aus/leben in verschiedenen Ländern, wie zB. Frankreich, Afghanistan, Deutschland, Ungarn, Israel und Schweiz.

Julia Reichert, ist Dramaturgin und Theatermacherin und seit 2019 Co-Direktorin des Theater Neumarkt in Zürich. Geboren in München, arbeitet sie seit 2008 an verschiedenen Stadttheatern in Deutschland und in der Schweiz. Sie unterrichtet und mentoriert an der AdK in München, der ZHdK und der HKB Bern – und als Gastprofessorin 24/25 an der HfG Karlsruhe. In ihrer Theaterarbeit interessiert sie sich für zeitgenössische Themen, Theater als soziale Kunst und die Erweiterung und Öffnung des institutionellen Theaterbetriebs. 2016 folgte sie der Einladung Regula Schröters, die Schauspielsparte des Luzerner Theaters neu mit auszurichten,  2017/18 übernahm sie interimistisch die Leitung der Sparte. Die Neumarkt Produktion «EWS», die sie mit Piet Baumgartner in Co-Regie entwickelte, wurde zum Schweizer Theatertreffen eingeladen und als «Theaterstück des Jahres» ausgezeichnet.

Marcel Schwald (Basel) Regisseur, Dramaturg, Performer. Seine Stücke wurden gezeigt u.a. an der Kaserne Basel, am Schauspielhaus Zürich, Het Veem Theater Amsterdam, Impulse Festival NRW, Sélection Suisse en Avignon, Picklefactory Kalkutta und am Beijing Fringe Festival. 2013 Hausautor, Bühnen Bern. 2015 Preis «Schweizer Tanzerbe», mit Chris Leuenberger. 2017 Nomination «Nachwuchsregie», Kritikerumfrage von „Theater heute“. 2022 «Basler Kulturpreis», mit Les Reines Prochaines & Friends.

Mit: Kojack Kossakamvwe, Living Smile Vidya, Julie Paucker, Julia Reichert, Marcel Schwald

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